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Sächsische Zeitung
Der oberste Benediktiner spielt Gitarre in einer Band Von Frank Senger Wie der Gitarrist einer Rockband sieht Notker Wolf wirklich nicht aus. Mit seiner hohen Stirn und den ergrauten Haaren entspricht der 62-Jährige gar nicht dem Bild eines Musikers, der harte Gitarrenriffs liebt. Seine Rock-Leidenschaft wirkt noch viel verblüffender, wenn er beim Musizieren seine „Berufskleidung“ trägt. Wolf ist Mönch und leitet als Abtprimas die Klostergemeinschaften der Benediktiner – damit ist er „Chef“ von etwa 25 000 Nonnen und Mönchen weltweit. Katholische Kirche sieht es gelassen Doch sein kirchliches Amt hindert ihn nicht, in der absolut weltlichen Band Feedback Gitarre und Flöte zu spielen. Am 19. Mai erscheint sogar das erste Album des Mönches und seiner Gruppe. „Meine musikalischen Vorbilder sind unter anderem Jethro Tull, die Rolling Stones, Deep Purple und AC/DC“, sagt Wolf. Ein Lieblingssong sei „Highway To Hell“ von AC/DC – allerdings betrachte er den Text mit der für einen Kirchenmann nötigen Ironie. Neben den berühmten Altrockern lassen sich Wolf und Feedback von diversen Blues-Interpreten für ihre Songs inspirieren. „Retro-Rock mit erdigen Gitarrensounds“ charakterisieren die sechs Musiker die elf Lieder ihres Albums „Rock My Soul“. „Das Besondere an der Musik, vor allem an der Rock-Musik, ist das freie Improvisieren“, beschreibt Wolf seine Vorliebe für die eher lauten Töne. Wolfs ungewöhnliches Engagement bei der Band begann vor etwa zehn Jahren. Bei einem Fest in seiner damaligen Gemeinde St. Ottilien (Bayern) spielte Feedback, eine Gruppe ehemaliger Gymnasiasten. Der Mönch kletterte spontan auf die Bühne und begleitete die Musiker auf seiner Flöte. Dabei fand er Gefallen an der härteren Musik und lernte anschließend die ersten Griffe auf einer E-Gitarre. In der Folgezeit probte er regelmäßig mit Feedback. „Das Verhältnis innerhalb der Band ist unkompliziert“, betont Wolf. „Wenn ich schlecht spiele, werde ich genauso wie jedes andere Mitglied kritisiert.“ Keine Kritik an seiner Musik kommt dagegen aus der katholischen Kirche, in der Wolf seit 42 Jahren Mönch ist. „Einige finden das sogar toll.“ „Leider habe ich momentan kaum noch Zeit zum gemeinsamen Proben, da ich in Rom wohne“, bedauert Wolf. Außerdem habe er generell nur wenig Freizeit, da er oft zu Konferenzen müsse. Um nicht aus der Übung zu kommen, hat er auf Reisen fast immer seine E-Gitarre dabei. Für die gemeinsamen Konzerte mit Feedback hat er sich extra frei genommen. In diesem Jahr hat er zwei Auftritte in München und einen in Österreich. (dpa) |
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