Abtprimas Rockmusiker aus Leidenschaft
Es ist ein Bild, in dem sich zwei scheinbar unvereinbare Welten
zusammenfügen: ein ehrwürdig ergrauter Kirchenmann mit dunkler Kutte, auf
der Brust ein silbernes Kreuz - und knapp darunter eine grellrote
E-Gitarre. Notker Wolf heißt der Rockmusiker aus Leidenschaft, der
im Hauptberuf Abtprimas der Benediktiner ist. Der Chef von weltweit rund
24.000 Mönchen und Nonnen hat seine erste CD mit der oberbayrischen Band
"Feedback" aufgenommen. Am 18. Mai präsentierte er "Rock my Soul" der
Öffentlichkeit. Ob zufällig oder geplant - der 18. Mai war ein perfektes
Datum. Immerhin hatte der Papst an diesem Tag Geburtstag.
Notker Wolf, Abtprimas des Benediktinerordens.
Und
während der Alt-Beatle Paul McCartney seine Fans bei einem Open Air auf
dem Münchner Königsplatz begeisterte, griff parallel der Abtprimas in
einer In-Location im Osten der Stadt in die Saiten und rockte vor einer
riesigen Schar von Medienvertretern. Schon den ganzen Tag über war Wolf
von Presse, Radio und Fernsehen belagert und gab Interviews. Wie viele es
bis zum späten Abend waren, als er sich endlich sein Pfeifchen anzünden
konnte, weiß er nicht: "Fragen Sie mich etwas Leichteres". Der
gebürtige Allgäuer trat 22-jährig in den Orden ein, studierte in Rom und
war von 1977 bis 2000 Erzabt des Klosters St. Ottilien rund 30 Kilometer
westlich von München. Die Band "Feedback" wurde von Schülern des
Ordensgymnasiums gegründet; sie macht Rockmusik im Stil von
Südstaatenbands wie etwa "ZZ Top". Die Band hat zumal im Umfeld der Schule
viele eingefleischte Fans, von denen eine Menge den Weg in den Club
gefunden hatten und für beste Stimmung sorgten. Klare, saubere Musik,
bisweilen etwas härter, bisweilen balladiös. Das eigentliche Instrument
des rockenden Mönchs ist freilich die Querflöte. Das stellte er
eindrucksvoll mit seinem schwungvoll geblasenen Solo in Jethro Tull's
"Locomotive Breath" unter Beweis. Rockmusik muss für Wolf aber nicht
unbedingt mit christlichen Inhalten verbunden sein: "In Liedern wie etwa
'My best friend' geht es nicht um Gott - das wäre mir auch zu platt". Dass
christliche Fundamentalisten Rockmusik gerne als Teufelszeug verdammen,
hält Wolf für abwegig: "Fundamentalisten ist mit Argumenten nicht
beizukommen. Das hat mit Glauben nichts zu tun, sondern mit psychischen
Strukturen". Lieder wie "Highway to Hell" solle man doch eher ironisch
nehmen.
"Dass der Abtprimas nun eine Rock-CD aufgenommen hat, rief selbst
die römische Glaubenskongregation auf den Plan. "Kardinal Ratzinger hat
geschmunzelt", erzählt Wolf und schiebt die Pfeife von einem Mundwinkel in
den anderen. Der Präfekt habe bange nachgefragt: "Gell, Sie machen doch
auch noch andere Musik, oder?" Mit seiner Querflöte agiert Wolf
tatsächlich eher in klassischen Gefilden, er ist Mitglied in einem
Ensemble, das mehr Mozart als "Meat Loaf" zugeneigt ist.
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Eine "Traumreise" durch die Bibel
Ein tolles Erlebnis für knapp 300 Jugendliche und junge
Erwachsene war die "Bible Night" von Samstag auf Sonntag im Schacherhof
bei Seitenstetten: In vielen Workshops bestand die Möglichkeit vom
biblisch Kochen bis zum Bibellesen auf Afrikanisch das "Buch der Bücher"
aus ganz verschiedenen Perspektiven kennen zu lernen. "Stell dir
vor, du schläfst und träumst von Liebe, von Freiheit, von Beziehung, von
Zukunft - also von der Bibel" - Franz Zöchling, Jugendleiter aus dem
Dekanat Haag bereitete beim Eröffnungsevent auf das Thema der Nacht vor.
Anschließend entführte der Unter- und Oberstufenchor des Stiftsgymnasiums
Seitenstetten die begeisterten Zuhörer mit dem Musical "Joseph" auf eine
Traumreise: Die ganze Nacht bestand die Möglichkeit aus dem Angebot von
insgesamt 34 Workshops auszuwählen.
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Eröffnungsevent "Joseph", aufgeführt vom
Stiftsgymnasium Seitenstetten. |
Biblisch Kochen. |
Seit November des Vorjahres waren die intensiven Vorbereitungsarbeiten
für die Bible Night im Schacherhof gelaufen. Vier Jugendleiter aus den
Dekanaten Amstetten, Haag, Waidhofen a.d. Ybbs und Ybbs, sowie das Team
des Jugendhauses Schacherhof waren die Hauptbeteiligten. Ziel war es,
Jugendliche mit verschiedensten Methoden positiv mit der Bibel in Kontakt
zu bringen. Das scheint auch gelungen zu sein: "Ein super Angebot",
erzählt Eva aus Hausmening. Besonders gefallen habe ihr der Workshop
"Sound of Silence", bei dem sie neue Lieder mit biblischem Hintergrund
kennen lernen konnte. Das "mmadu" auf Ibu - eine afrikanische Sprache, die
im Osten Nigerias gesprochen wird - "Mensch" heißt, erfuhr Barbara aus St.
Pölten beim Workshop "Bibel lesen wie Afrikaner" mit Kaplan Emeka
Emeakaroha aus Obergrafendorf. "Für mich hat der afrikanische Workshop
neue Perspektiven für andere Kulturen eröffnet. Ich habe gesehen, wie
andere Kulturen mit dem Glauben umgehen", meint sie.
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Bibellesen auf
Afrikanisch. |
Zu Mitternacht erwartete die Jugendlichen ein Ökumenischer
Wortgottesdienst und anschließend wurden alle beim Büffet mit den
Köstlichkeiten verwöhnt, die beim Workshop "biblisch Kochen" zubereitet
worden waren: Saras Brot, Haselhühnchen für Bathseba, Lammeintopf und
Feigentorte fanden großen Anklang. Weiter ging es mit Workshops wie
"Spiele rund um die Bibel", "Turmbau zu Babel" mit Bierkistenklettern oder
dem Videofilmen von Bibelszenen. Der zweite Teil von "Joseph" stand beim
"Fest zum Sonnenaufgang" um 5 Uhr Früh am Programm. Beim Frühstücksbüffet
konnten sich die Jugendlichen noch stärken, bevor sie den Weg nach Hause
antraten, wo wohl der eine oder andere den Sonntag genutzt hat, um sich
einmal ordentlich auszuschlafen.
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Rockerpriester aus Paris bei der Wiener
Stadtmission
Er sagt von sich, von den Kids aus der Untergrundszene habe er
gelernt, "frei heraus zu sagen, was man meint. Wir sind oft zu
heuchlerisch, viel zu diplomatisch - man sagt sich nicht die Dinge von
Angesicht zu Angesicht". Guy Gilbert, der 76-jährige Rockerpriester
aus Paris, bringt die Dinge auf den Punkt. Dass er "Klartext" reden kann
und sich jenseits von "lauwarmem" Gerede an das Gebot Jesu hält "Euer Ja
sei ein Ja und euer Nein ein Nein", hat er bereits bei seinem Besuch in
Wien im Herbst 2001 bewiesen. Im Rahmen der Wiener Stadtmission kommt er
wiederum in die Bundeshauptstadt - wie auch andere unorthodoxe
Priestergestalten, die die üblichen Klischeebilder von Geistlichen gehörig
durcheinander wirbeln
Guy Gilbert, Rockerpriester aus Paris.
In Frankreich ist
Guy Gilbert fast so bekannt wie Mutter Teresa. Seit Jahren arbeitet er in
der Weltmetropole Paris und kümmert sich dort um Jugendliche, deren Leben
sich zwischen Drogen und Hass abspielt. Der Rockerpriester lebt mit und
für die - wie er sagt - "Härtesten, die man finden kann", vorwiegend
Jugendliche im Alter zwischen 13 und 15 im Pariser Untergrund. Laut
Gilbert haben sie entweder gestohlen, jemanden vergewaltigt oder
umgebracht - lauter "schwierige Fälle". Besonders berührt habe ihn die
Geschichte eines jungen Mannes, erzählte er bei seinem Besuch in Wien:
"Mit drei Jahren wurde er bereits von seinem Vater geschlagen. Immer, wenn
der Vater heimkam, versteckte sich das Kind - einmal sogar in der
Hundehütte. Doch sein Vater hat ihn gefunden und ihn schlimm zugerichtet.
Vor den Augen seines Sohnes hat er dann auch noch den Hund umgebracht. Für
das Kind war der Hund das einzige Lebewesen, von dem es jemals Liebe
erfuhr. Um die Kraft zum Weiterleben zu haben, hat das Kind dann das Blut
des Hundes getrunken". Gilbert sucht gerade diese jungen "Underdogs",
weil keiner sie will und weil er glaubt, "dass jedes Geschöpf größer ist
als seine Fehler". Außerhalb von Paris betreibt der Priester einen
Bauernhof, wo Drogenabhängige und jugendliche Kriminelle lernen, wieder
Mensch zu werden. Die Jugendlichen, die vielfach selbst Opfer von
Kriminellen waren, lernen über die Betreuung der Tiere auf dem Bauernhof,
wieder Kontakt aufzunehmen. Der Rockerpriester will den Gestrandeten des
Pariser Untergrunds beweisen: Die Liebe Gottes gibt es auch für
sie. Sein Engagement findet Beachtung: Im April kam Guy Gilbert in
Belgien in die Schlagzeilen, als er gemeinsam mit Brüssels Erzbischof,
Kardinal Godfried Danneels, die kirchliche Hochzeitsfeier für den jüngsten
Sohn des belgischen Königs Albert II., Prinz Laurent, durchführte und
dabei ein eigens verfasstes Gebet für das Brautpaar sprach. Über den
Prinzen sagte Gilbert belgischen Medien: "Das ist ein Typ mit einem großen
Herzen". Er habe ihn gemeinsam mit Straßenkindern Geschirr spülen
gesehen. "Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil ist der Priester ein
Diener geworden", sagte der Rockerpriester bei seinem Wienbesuch vor
eineinhalb Jahren: "Ein Priester muss seine Füße auf der Straße haben, er
muss im Dreck stehen, aber seinen Kopf im Himmel haben. Er muss zuerst mit
den Menschen leben, und ihnen dann von Gott erzählen und sie zu Ihm
hinführen".
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