Rocker von Gottes Gnaden
Abtprimas Notker, Chef aller Benediktiner, ist auch Chef einer
Rock-Band
Abtprimas Notker, 62, lebt in Rom in der Abtei Sankt
Anselmo. Seit 1961 ist er im Kloster und genauso lang schon Fan des
Rock'n'Roll - Foto: promo |
|
Der heilige Benedikt (480-547) wusste nichts von Rock'n'Roll. Und so
steht in seinen Kloster-Regeln, die er 540 n.Chr. in Montecassino
verfasste, auch nicht: "Hört nicht AC/DC" oder "Trinkt keinen Gin Tonic
und kupfert nicht das Gitarren-Solo von Jethro Tull ab". So gesehen hat
Abtprimas Notker Wolf, 62, seines Zeichens weltweit ranghöchster
Benediktinermönch und verantwortlich für 8400 Mönche und 16600 Nonnen,
nichts zu befürchten. Denn Notker Wolf hat ein Hobby: Er rockt! Gemeinsam
mit der Band "Feedback" heizt mit seiner E-Gitarre in Konzerten ein und
lässt dabei in seiner Mönchskutte den lieben Gott einen guten Mann sein -
das alles nicht unbedingt mit dem Segen, aber mit dem Wissen des Papstes.
Nun hat Feedback ihre neue CD "Rock My Soul" (Point Music) auf den Markt
gebracht. Michael Zöllner sprach mit dem Deutsch-Rocker.
Was war
zuerst da: Ihre Liebe zur Musik oder zu Gott?
Natürlich die zu
Gott, aber die Musik entdeckte ich schon mit vier Jahren. Ich spielte
Geige und später dann Querflöte.
Was sagen denn Ihre
Kirchen-Kollegen zu Ihrem Hobby?
Nichts weiter. Einigen gefällt
es, andere sagen, das ist wieder so eine Spinnerei von ihm.
Sind
Sie für Spinnereien bekannt?
Ein bisschen schon. Ich habe schon
viel gemacht: In China ein Krankenhaus gebaut, momentan baue ich eines in
Nordkorea. 1977 wurde ich zum Abt von St. Ottilien bei Augsburg gewählt
und war auch 23 Jahre Chef eines Internationalen
Klosterverbandes.
Und der Papst weiß, was Sie in Ihrer Freizeit
so treiben?
Der weiß das. Auch wenn man ihn vielleicht nicht
davon in Kenntnis gesetzt hat, dass es Rockmusik ist.
Viele
Gläubige halten Kirchenchoräle sicherlich für passender.
Ich
war ja auch lange Chor-Leiter. Schon vor 25 Jahren habe ich eine CD mit
Gregorianischen Gesängen herausgebracht. Die wird noch heute
verhökert.
Ihr Lieblingslied soll "Highway to Hell" sei. Das ist
kein wirklich frommes Lied!
Ich sehe ja auch die Ironie dieses
Songs: "Highway to Hell" ist wie Scheels "Hoch auf dem gelben Wagen" - das
kann man auch nicht ernst nehmen.
Kommen wir zu den Texten.
Stammen die auch von Ihnen?
Bei unserem Song "Help My Soul"
stammte die Idee von mir. Das war auf Reisen - der Flieger hatte
Verspätung, ich saß in einer Flughafen-Lounge und trank einen Gin Tonic.
Meinen Frust ließ ich dann im Flieger raus, in dem ich meine Gitarre
rausholte und ein wenig übte. So entstand der Text.
Na ja, wenn
Sie da in Ihrer Kutte sitzen, wird sich ja auch niemand
beschweren.
Ich reise nie in der Kutte. Die ist viel zu
unpraktisch. Ich käme ja dauernd unter die Räder.
Warum kommt auf
der CD der Teufel, aber nicht Gott vor?
Ich hab es nicht so mit
dem "Jesus-Rock", der ist mir viel zu plakativ. Jesus drängt sich nicht
auf, er ist unter den Menschen. Meine Devise ist ein Spruch aus dem Alten
Testament: "Meine Wonne ist es, unter Menschenkindern zu spielen". So wie
Jesus den Menschen im Neuen Testament begegnet, möchte ich das auch. Er
hat ihr Leben geteilt. Und das ist auch mein Ziel.